Rad am Ring 2018 – 75-Kilometer-Jedermannrennen

Backofen, Dusche, Sauna. So könnte ich die drei Runden zusammenfassen, die ich am 28. Juli auf dem Nürburgring zurückgelegt habe. Am Start zeigte mein Garmin 34 °C an. Auch wenn ich nicht gerade ein Fan von hohen Temperaturen bin, komme ich beim Sport sehr gut damit klar, solange ich genug trinke, und in den Monaten vor Rad am Ring hatten wir in Mitteleuropa ja genug Zeit, um uns an Hitze zu gewöhnen.

Am Start war ich voller Vorfreude und absolut entspannt. Nachdem ich schon 2016 und 2017 bei Rad am Ring über dieselbe Distanz gestartet war, wusste ich, dass die Strecke mit ihren ca. 500 Höhenmetern pro Runde genau mein Ding ist. Auf dem Nürburgring fühle ich mich so wohl wie nirgendwo sonst. Für mich ist der Gedanke, nicht auf Verkehrsinseln, Schlaglöcher und dergleichen achten zu müssen und mich auf mich selbst und die anderen Teilnehmer konzentrieren zu können, extrem beruhigend. Außerdem ist die Strecke überall breit und gut einzusehen.

Wegen der hohen Temperaturen lautete meine Taktik, es locker angehen zu lassen und am Ende zu sehen, was noch geht. Mir ist schon klar, dass das nicht die Taktik ist, die man verfolgen sollte, wenn man richtig weit vorne landen will – wenn es euch aber wie mir in erster Linie darum geht, Spaß zu haben und euch gut zu fühlen, solltet ihr die Taktik mal ausprobieren 😉 Das Zeug, um ganz nach vorne zu kommen, habe ich sowieso nicht – deshalb verliere ich lieber in der Anfangsphase ein paar Minuten und fahre kontrolliert, als mich von der ersten Minute an zu stressen. Ich bin sogar freiwillig einen Startblock weiter hinten gestartet, als ich hätte starten müssen.

Eine Sache, über die ich mich während des Rennens freuen konnte, war, dass mir der Anstieg zur Hohen Acht (vier Kilometer lang mit einer maximalen Steigung von 18 %) noch nie so kurz und flach vorkam. Ich war total überrascht, als ich oben ankam und das steilste Stück der Strecke schon hinter mir hatte. Im Vergleich zu Rad am Ring im letzten Jahr habe ich drei bis vier Kilogramm zugenommen, weil ich seit einem guten Jahr konsequent Krafttraining mache und mich bewusst eiweißreicher ernähre als früher. Die größere Muskelmasse hilft mir im Flachen ungemein, aber ich war mir nicht sicher, ob sie sich bergauf nicht negativ auswirken würde. Ist zum Glück nicht so.

Beim Blick aufs Garmin nach der ersten Runde wusste ich, dass das meine bisher schnellste Runde auf dem Ring war, und ich fühlte mich kaum angestrengt. Letztes Jahr war ich zu dem Zeitpunkt im Rennen schon sehr gequält, obwohl ich langsamer unterwegs war. Gute Aussichten für die zweite Runde! Die bin ich genauso angegangen wie die erste – aufs Gefühl hören und nicht überanstrengen.

Nachdem es am Start und zu Anfang der ersten Runde noch über 30 °C gewesen war, hatte es mittlerweile geregnet. Die Strecke war nass, alle Teilnehmer waren nass, aber auch wenn ich auf dem Bild nicht begeistert aussehe, hatte ich nichts gegen die Abkühlung. Bergab bin ich noch ein bisschen vorsichtiger gefahren als sonst, aber meine Bremsen funktionierten auch im Nassen sehr gut, und ich hatte genug Grip.

Am Ende der zweiten Runde war ich immer noch gut drauf. Ich hatte allerdings schon meine beiden Flaschen leer getrunken, und weil inzwischen wieder die Sonne schien und auf dem Nürburgring Saunaatmosphäre herrschte, wollte ich auf der dritten Runde auf jeden Fall etwas trinken. Ich hatte schon mehrmals beim Sport Kreislaufzusammenbrüche, meist, weil ich nicht genug getrunken hatte, und ich war nicht gerade scharf darauf, irgendwo auf der Rennstrecke umzukippen. Zum Glück gibt es sowohl unten als auch oben an der Hohen Acht Verpflegungsstationen, die ich auch beide mitgenommen habe.

Als ich unten beim Fahren den Plastiktrinkbecher elegant in die Mülltonne werfen wollte, konnte ich übrigens noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen, warum in sämtlichen Wurfdisziplinen der Leichtathletik immer schon der letzte Platz für mich reserviert war. Zum einen habe ich an der Tonne vorbeigeworfen, zum anderen dabei auch noch einen nicht so eleganten Schlenker gemacht.

Danach hat mich dann doch noch der Ehrgeiz gepackt, und ich wollte mich auf dem letzten Stück der dritten Runde richtig ins Zeug legen. Beim dritten Mal die Hohe Acht hinauf habe ich alles gegeben – unschwer auf dem Bild zu erkennen. Oben habe ich dann meine Flasche auffüllen lassen, was die Helfer sehr schnell hinbekommen haben – ein riesiges Danke dafür!

Jetzt hieß es, möglichst schnell die Ziellinie zu überqueren. An der Verpflegungsstation hatte ich aus dem Augenwinkel gesehen, dass ein paar Fahrerinnen, die ich am Anstieg überholt hatte, wieder an mir vorbeigefahren waren, und ich hatte jetzt ein Ziel: diese Fahrerinnen wieder einzuholen. Ich wusste zwar nicht, ob sie an demselben Rennen teilnahmen wie ich (alle Fahrer, ob 75 Kilometer, 150 Kilometer oder 24-Stunden-Rennen, waren gleichzeitig auf der Strecke), aber es ist hilft ja immer, ein Ziel zu haben. Das Ziel habe ich auch erreicht. Auf der Döttinger Höhe hatte ich noch so viel Kraft, dass ich einige Fahrer überholen konnte, aber ausgerechnet an dieser Stelle flogen keine starken 24-Stunden- oder 150-Kilometer-Fahrer an mir vorbei, an die ich mich hätte dranhängen können.

Letztendlich habe ich die Ziellinie nach 2:45:58 überquert und war damit 19. von 63 Frauen. Damit war ich ein paar Minuten schneller als letztes Jahr und musste mich noch dazu viel weniger quälen. Letztes Jahr war ich schon nach der ersten Runde völlig fertig, dieses Jahr habe ich mich zu jeder Zeit sehr fit gefühlt. Die Top 10 waren zwar in einer anderen Liga unterwegs als ich, aber Rennen können auch Spaß machen, wenn man jenseits der Topplatzierungen landet 😉

 

Fotos 1, 2, 3, 4: © Sportograf