In der Woche vor Ostern haben wir unseren wohlverdienten Frühjahrsurlaub gemacht, der ganz im Zeichen des Fahrrads stand. Er begann mit einem Abstecher zum Museum der Ronde van Vlaanderen in Oudenaarde, und in den folgenden Tagen verbrachten wir auch selbst viele Kilometer auf dem Sattel. Unangefochtenes Highlight des Urlaubs war aber wie im Vorjahr Paris-Roubaix!
2016 hatten wir uns noch eher zufällig entschieden, zum Sektor Carrefour de l’Arbre zu fahren, um dort das Rennen zu verfolgen – damals war der Hauptgrund, dass er nicht allzu weit von unserem Urlaubsort an der belgischen Küste entfernt lag. Dieses Jahr war klar, dass wir wieder dorthin wollten, denn Carrefour de l’Arbre zählt mit der Schwierigkeitsstufe 5 nicht nur zu den herausforderndsten Kopfsteinpflasterpassagen, sondern ist durch die Nähe zum Ziel häufig auch vorentscheidend.
Wenn man einmal selbst über das Kopfsteinpflaster geht oder fährt, bekommt man einen Eindruck davon, was die Fahrer auf der 257 km langen Strecke leisten: Auf dem holprigen Untergrund mit den tiefen Schlaglöchern muss man genau aufpassen, wohin man tritt oder fährt, um nicht zu stolpern oder zu stürzen. Die Profis lassen es aber so aussehen, als würde es sich kaum von einer asphaltierten Straße unterscheiden.
Wir waren natürlich nicht die einzigen, die sich den Sektor Carrefour de l’Arbre zum Zuschauen ausgesucht hatten. Selbst bei dem sommerlich anmutenden Wetter und den dadurch gefühlt noch größeren Zuschauerzahlen als im Vorjahr konnte man aber problemlos einen Platz in der ersten Reihe finden. Nur an ganz wenigen Stellen gab es Absperrungen, und man war wirklich hautnah am Renngeschehen.
Als die Fahrer an uns vorbeikamen, lagen die drei, die später das Podium unter sich ausmachten, schon vorn: Greg Van Avermaet (BMC), Zdenek Stybar (Quick-Step Floors) und Sebastian Langeveld (Cannondale-Drapac). Und innerhalb kurzer Zeit folgten jede Menge andere große Namen. Da das Feld sich zu diesem Zeitpunkt schon weit auseinandergezogen hatte, konnte man viele erkennen und bei manchen trotz des relativ hohen Tempos sogar versuchen, das Gesicht zu lesen. Es ist schon ein Wahnsinnsgefühl, ein Rennen aus nächster Nähe zu erleben.
Den Ausgang bekamen wir über das Radio eines anderen Zuschauers mit. Viele hatten Radios oder Fernseher dabei, um das Rennen auch vor und nach Carrefour de l’Arbre zu verfolgen. Nachdem alle Fahrer die Passage hinter sich gebracht hatten und die Zuschauer langsam ihre Posten entlang der Strecke verließen, bildeten sich überall Menschentrauben um Radios und Fernseher herum und alle fieberten mit. Überhaupt ist die Atmosphäre von Paris-Roubaix einmalig – ein bisschen wie bei einem Fußballspiel, nur besser, weil alle einfach ausgelassen die Sportler feiern und niemand rumpöbelt.